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Gesucht: nachhaltige Innovation!

Der Wettbewerb Deutscher Nachhaltigkeitspreis Design startet in die zweite Runde. Dabei wird vorbildliche Gestaltung, die wirksame Beiträge zum nachhaltigen Wandel leistet – also eine nachhaltige Innovation – gesucht. Den Wettbewerb haben wir als Nachhaltige Erfolgsgeschichte bereits ausführlich beschrieben. DNP-Initiator Stefan Schulze-Hausmann erklärt uns hier im Interview, welche Relevanz er auch für den Außer-Haus-Markt hat.
Stefan Schulze-Hausmann über nachhaltige Innovationen
Herr Schulze-Hausmann, wie definieren Sie „nachhaltiges Design”? Der DNP Design formuliert ganz bewusst im Sinne der Transformation zur Nachhaltigkeit einen weiten Designbegriff. Übliche Definitionen von Design für Nachhaltigkeit beinhalten neben dem Ziel der ökologischen, sozialen und ökonomischen Verbesserungen auch, dass wir versuchen möglichst radikale Lösungen und möglichst große Transformationen in Richtung Nachhaltigkeit zu erreichen. Ein Fokus auf reines Produktdesign greift da oft zu kurz. Gutes Design revolutioniert auch die Produktions- und Konsumsysteme, etwa in Richtung Kreislaufwirtschaft. Es braucht also kreative Ansätze im Produkt-, Dienstleistungs- UND Systemdesign, ebenso wie in Kommunikationsdesign und Bewusstseinsbildung. Oft spielen dabei neue Technologien und neue Werkstoffe eine Rolle, aber mindestens ebenso interessant und wichtig sind soziale Innovation und Verhaltensänderungen.
Bei Nachhaltigkeit geht es oft um Inhalte. Warum nun ein Nachhaltigkeitspreis fürs (vermeintlich nebensächliche) Aussehen? Unsere Assessmentpartner und die Jury achten auf zwei wesentliche Felder: Nachhaltiger Beitrag und gestalterische Qualität. Hier sind „Aussehen“, aber auch Funktionalität, einfache Bedienbarkeit, Nützlichkeit wichtige Faktoren. Übrigens kann auch über Jahrzehnte „einfach nur super aussehen“ äußerst nachhaltig sein, weil das Produkt nicht immer wieder modisch nachgekauft wird …
Was wird Ihrer Meinung nach in der nun zweiten Runde des Wettbewerbs anders als im vergangenen Jahr sein? Wir sehen erste Konzepte, die bereits auf die Pandemie und durch sie getriggerte Umbrüche reagieren. Die Experten sind sich aber noch uneinig, wie stark die Pandemie unser Konsumverhalten (und damit auch die Beachtung von nachhaltigen Angeboten) verändert. Manche hoffen, Trends zu Bio und „Bleibendem, Wertvollem“ verstärken sich. Andere erwarten, dass die Menschen in Rekordzeit zu alten Wünschen und Bedürfnissen zurückkehren und erstmal kräftig aufholen. Unstrittig bleibt ein übergelagerter Trend zur Nachhaltigkeit, jedoch eher aus Gründen des Klimawandels. Spannend zu sehen, wie der Bundestagswahlkampf diese Themen aufgreift.
Inwieweit kann ein Gastronom sein nachhaltiges Konzept bzw. seine nachhaltigen Speisen über das Design verkaufen? Die relevanten Veränderungen in der Gastronomie gehen seit langem mit Design zusammen. Vor allem in der Systemgastronomie sind starke Brandings und wiedererkennbare Gestaltung Erfolgsfaktoren. Die Aufgabe liegt nun darin, das nachhaltige Versprechen so glaubwürdig in das Design zu integrieren, dass der potenzielle Gast Nachhaltigkeit als Kriterium seiner Entscheidung für oder gegen den Besuch eines Restaurants anlegen kann. Selbstverständlich umfasst das Design dann auch Geschirr, Besteck, Tablewear und die Speisen als solche. Ich hoffe inständig, dass die Gastronomieszene nicht zu stark geschwächt ist, um solche Konzepte beherzt umzusetzen, und gerade eine schwierige Zeit zum Anlass für nachhaltige Innovation nimmt.
Vielen Dank für das Gespräch! Übrigens: Neben dem Design-Award werden im Dezember 2021 zahlreiche weitere Preise vergeben.
Redaktion GastroInfoPortal / Michael Teodorescu